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Größte heimische Wildkatze

In welchen Regionen Deutschlands Luchse leben

Europäischer Luchs Nahaufnahme
Die größten heimischen Luchspopulationen findet man aktuell im Harz und im Bayerischen Wald Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

2. September 2024, 12:35 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Luchs ist Deutschlands größte heimische Wildkatze. Lange Zeit galt er als ausgestorben. Durch Wiederansiedlungsprojekte streift der große Beutegreifer wieder durch heimische Wälder. Doch wo genau gibt es in Deutschland Luchse?

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Er ist in etwa so groß wie ein Schäferhund, besitzt einen auffälligen Backenbart und buschige Pinsel an den Ohren: der Luchs. Neben dem seltenen Persischen Leoparden ist der Luchs die größte Katze Europas. Sie ist vor allem für ihre scharfen Sinne bekannt: „Ohren wie ein Luchs“, „Augen wie ein Luchs“. Die Raubkatzen hören eine Maus in 50 Metern Entfernung rascheln und sehen bei Dunkelheit sechsmal besser als wir. Sie gehen bei Dämmerung und nachts auf die Jagd. Dabei bevorzugen sie allerdings größere Beutetiere als Mäuse oder Ratten. Rehe und Gämsen sind für die Wildkatze kein Problem. Menschen meiden sie, weshalb man die Tiere selten zu Gesicht bekommt. PETBOOK verrät, in welchen Regionen Deutschlands Luchse zu Hause sind.1

Sind Luchse in Deutschland heimisch?

Der Luchs, genauer gesagt der Eurasische Luchs, war einst in Europa weitverbreitet. Auch in deutschen Wäldern war die getupfte Raubkatze heimisch. Bis schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts die letzten Exemplare getötet wurden. Durch die immer dichtere Besiedelung Deutschlands wurde der Luchs stetig zurückgedrängt.

Die scheuen Tiere zogen sich in weitgehend unzugängliche Gebiete im Harz, auf der Schwäbischen Alb und im Bayerischen Wald zurück. Doch auch hier waren sie nicht sicher. 

Luchs galt in Deutschland als ausgerottet

Luchse hatten damals keinen guten Ruf – ähnlich wie der Wolf heute. Man sah in der Raubkatze einen brutalen Killer, der Jagd auf Schafe und Ziegen macht. Um Nutztiere zu schützten, aber auch wegen des begehrten Luchsfells, wurden die Tiere erbittert gejagt.

Bis in die 60er-Jahre hinein galt die Art in Deutschland als ausgerottet. Dann wurden wieder vereinzelte Sichtungen gemeldet, etwa aus dem Fichtelgebirge. Ob diese Tiere aus den Karpaten zugewandert waren oder ob einzelne Luchse überleben konnten, ist unklar. 2

Wo gibt es noch Luchse in Deutschland?

In den 1970er-Jahren wurden die ersten Wiederansiedlungsprojekte gestartet. Dabei wurden beispielsweise im Nationalpark Bayerischer Wald in einer heimlichen Aktion mehrere Tiere freigelassen. Dies trug nicht gerade dazu bei, das Vertrauen in den Artenschutz im Allgemeinen und in den Luchs im Speziellen zu stärken.3

Inzwischen gibt es in Deutschland verschiedene kontrollierte Auswilderungsprojekte, an denen seriöse Naturschutzorganisationen wie der WWF und der BUND beteiligt sind. Da die Tiere als Lebensraum große, zusammenhängende Waldgebiete mit dichtem Unterholz benötigen, findet man sie nicht überall in Deutschland. Bisher leben Luchse wieder in folgenden Regionen bzw. Bundesländern:

Bayern: Spessart, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald

Der Bayerische Wald war die erste Region, in der der Luchs in Deutschland aktiv wieder angesiedelt wurde – mit Erfolg. Laut den Zahlen des bayerischen Luchsmonitorings leben zurzeit rund 70 Tiere im Freistaat. Die meisten Tiere davon kommen im Bayerischen Wald vor, wo die Wissenschaftler 58 erwachsene Tiere zählten. Auch im Fichtelgebirge in Oberfranken und im oberpfälzer Steinwald sind einige Luchse unterwegs. Im Spessart, ein Gebiet, das teils zu Bayern, teils zu Hessen gehört, soll es ebenfalls Luchse geben. Die Ergebnisse des Monitorings basieren zu weiten Teilen auf dem Einsatz von Fotofallen.4

Rheinland-Pfalz: Pfälzerwald

Im Jahr 2016 begann man mit der Umsiedlung von insgesamt 20 Luchsen aus der Schweiz und der Slowakei in den Pfälzerwald. Abgeschlossen war das Projekt im März 2020. Dank GPS-Sendern an einem Halsband der Tiere konnte man deren Ansiedlung in den ersten Monaten begleiten. 2021 konnten im Monitoring mindestens 18 Jungtiere erfasst werden, die im deutsch-französischen Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen geboren wurden. 5

Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen: Harz

Anfang 2000 wählte die Nationalparkverwaltung Harz junge Luchse aus europäischen Wildparks für das Auswilderungsprogramm aus. Seit Abschluss konnte durch Monitoring regelmäßig Luchsnachwuchs nachgewiesen werden. Seit 2009 wurden die ersten Wanderbewegungen von Luchsen aus dem Harz heraus in umliegende Gebiete dokumentiert. Laut den Daten des Monitorings soll 2021 im Harz bereits mindestens 38 selbstständige
Luchsindividuen geben. Darunter befanden sich mindestens zehn
reproduzierende Weibchen, die verteilt auf 31 Würfe mindestens 63 Jungtiere zur Welt
brachten. 6 Mittlerweile ist die Zahl auf mehr als 100 Tiere angestiegen, wie die Nationalparkverwaltung Harz letztes Jahr mitteilte. Dabei erstreckt sich die Population bis in den Solling sowie in die Bundesländer Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Auch interessant: Immer mehr Luchse im Harz – was bedeutet das für die Menschen?

Thüringen: Thüringer Wald

Auch in Thüringen starteten dieses Jahr Wiederansiedlungsprojekte für die Wildkatze. Das erste Luchspärchen Viorel und Frieda wurde dabei im Mai erfolgreich ausgewildert, wie unter anderem der Nachrichtensender „mdr“ berichtete. Zudem sind im mittleren Thüringer Wald zwei weitere Luchse ausgewildert worden: Vreni und Kilian.

Im August 2024 gab es dann noch eine Überraschung: So wurden an der Grenze zu Bayern überraschend junge Luchse gesichtet. Woher die Luchsin und ihr Nachwuchs stammen, ist bisher nicht bekannt. Vermutlich ist sie über den Frankenwald in den Thüringer Wald eingewandert. 

Sachsen: Erzgebirge

Auch Sachsen siedelt seit 2024 wieder Luchse an. Nach der erfolgreichen Auswilderung von zwei männlichen und zwei weiblichen Tieren im Erzgebirge wurde im August Luchs Anton im Wald bei Eibenstock in die Freiheit entlassen. Damit ist die sächsische Luchs-Population um ein Exemplar reicher. Dabei soll es aber nicht bleiben. Das Bundesland kündigte an, den Bestand im kommenden Jahr mit fünf oder sechs weiteren Tieren zu stabilisieren. Ziel ist es, bis 2027 insgesamt 20 Tiere anzusiedeln, wie die regionale Tageszeitung „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete.

Das Luchsmännchen Anton sprintet bei seiner Auswilderung im Forst bei Eibenstock mit seinem GPS-Halsband in den Wald. Mit der Auswilderung des Karpatenluchs-Kuders wurde das Programm zur Wiederansiedlung des gefährdeten Beutegreifers für dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen.
Luchsmännchen Anton bei der Wiederansiedlung in Sachsen sprintet in die Freiheit. Dank des GPS-Senders am Halsband kann das Tier bei seinen ersten Erkundungen im neuen Gebiet verfolgt werden. Foto: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Wie viele Luchse gibt es in Deutschland?

Etwa 130 erwachsene Luchse und halb so viele Jungtiere soll es derzeit in Deutschland geben – viel zu wenig, um die Art hierzulande wieder dauerhaft zu etablieren. Nach wie vor steht der Luchs auf der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz. Trotz der Bemühungen der Naturschützer gilt die Raubkatze in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Denn ihre Lebensbedingungen sind nicht ideal. 

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Darum sind Luchse in Deutschland weiterhin gefährdet

Oftmals zerschneiden Straßen und Siedlungen die Heimat der Luchse. Dies erschwert es den Tieren, sich auszubreiten. Jungtieren gelingt es kaum, eigene Reviere zu besetzen. Viele fallen dem Straßenverkehr oder auch Wilderern zum Opfer. Leben die Luchspopulationen isoliert voneinander, führt das zu einem weiteren Problem: Inzucht.

Können die Tiere nicht auf Wanderschaft gehen, gibt es kaum genetischen Austausch. Sogenannte Grünbrücken sollen nun einzelne Waldstücke miteinander verbinden, damit der Luchs wandern und sich gesund vermehren kann. 7

Quellen

  1. planet-wissen.de, „Der Luchs - die größte Raubkatze Europas“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
  2. bund.net, „Wechselvolle Geschichte: Wie der Mensch den Luchs erst verjagte - und dann wiederentdeckte“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
  3. luchs-bayern.de, „Ausrottung und Rückkehr“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
  4. pirsch.de, „Luchs in Bayern: So steht es um das Pinselohr im Freistaat“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
  5. Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz: „EU LIFE Luchs - Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzerwald“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
  6. luchsprojekt-harz.de, „Der Einsatz von Fotofallen in verschiedenen Vorkommensgebieten des Luchses im Umland des Harzes bis Ende 2021“ (PDF-Datei) ↩︎
  7. nationalgeographic.de, „Luchse in Deutschland: Scheitert die Wiederansiedlung?“ (aufgerufen am 02.09.2024) ↩︎
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