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Studie gibt Antworten

Wo schlafen eigentlich See-Elefanten?  

Nördliche See-Elefanten schlafen auf offener See kaum. Ist das der Grund, warum sie an Land, hier am Strand in Kalifornien, umso müder wirken?
Nördliche See-Elefanten schlafen auf offener See kaum. Ist das der Grund, warum sie an Land, hier am Strand in Kalifornien, umso müder wirken? Foto: Getty Images / Markus Egolf
Ninja Sinke Autorin

4. Juni 2023, 16:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

See-Elefanten verbringen bis zu acht Monate am Stück im offenen Meer und legen dabei nur kurze Nickerchen von maximal 20 Minuten ein. Pro Tag schlafen sie daher nicht mehr als zwei Stunden. PETBOOK erklärt die Hintergründe.

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Robben sind an der Küste meist schlafend zu beobachten. Darunter auch See-Elefanten, die größten unter den Robben. Neben ihren Schläfchen an Land verbringen sie allerdings auch viele Monate des Jahres auf offener See. Sie sind auf Nahrungssuche und legen dabei Zehntausende Kilometer zurück, ohne an Land zurückzukehren. Vor Räubern müssen sie sich dabei in Sicherheit bringen. Wissenschaftler rätseln seit Jahren darüber, wie der See-Elefant während seiner Nahrungssuche auf offener See ausreichend Schlaf bekommt. Neue Erkenntnisse dazu veröffentlichte ein Team internationaler Wissenschaftler in ihrer Studie im Wissenschaftsjournal „Science“.

Für See-Elefanten ist Schlafen im offenen Meer lebensgefährlich

Während ihrer Paarungs- und Wurfzeit bilden See-Elefanten an Küsten große Verbände. Doch einen Großteil des Jahres halten sich die Meeressäugetiere ununterbrochen im Ozean auf. Die Zeit im Wasser kann bis zu acht Monate andauern. Männliche Exemplare bringen bis zu 4000 Kilogramm auf die Waage, Weibchen sind deutlich kleiner. Beide Geschlechter haben einen hohen Energiebedarf und fressen daher nahezu durchgehend, wenn sie sich im Ozean befinden. Ihre Nahrungssuche unterbrechen sie nur, um an der Wasseroberfläche Luft zu holen oder um bei tiefen Tauchgängen Räubern zu entgehen. Denn die großen Robben gehören zu den besten Tauchern des Tierreichs.

Aber wann, wie und wo schlafen die großen Tiere eigentlich? Anders als etwa Delfine und Seelöwen halten See-Elefanten keinen Halbseitenschlaf. Dabei ruht eine Gehirnhälfte, während die andere wach bleibt. See-Elefanten schalten stattdessen beim Schlafen beide Gehirnhälften ab und fallen in eine Schlaflähmung, wie wir Menschen auch. Daher fehlt ihnen auf offener See ein wichtiger Schutzmechanismus und sie werden zu leichter Beute für Haie oder Orcas.

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Beim Schlafen trudeln See-Elefanten in die Tiefe

Wissenschaftler um Jessica Kendall-Bar, von der Universität von Kalifornien, San Diego, lösen in ihrer neuen Studie das Rätsel um die Schlafgewohnheiten der nördlichen See-Elefanten, die im Ostpazifik verbreitet sind. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die großen Tiere bei 30-minütigen Tauchgängen Powernaps von etwa 10 Minuten einlegen. Den Forschern zufolge haben die Tiere ihre Körperhaltung während der ersten Schlafphase, des Tiefschlafs, unter Kontrolle. Sie gleiten dabei kontrolliert in die Tiefe. Nach wenigen Minuten wechseln sie in den REM-Schlaf mit begleitenden Lähmungserscheinungen. Dabei drehen sie sich auf den Rücken und trudeln in einer „Schlafspirale“ in Richtung Meeresgrund. In seichteren Gewässern über dem Kontinentalschelf schlafen die großen Robben zum Teil bewegungslos auf dem Meeresboden ruhend. Den Forschern zufolge verbringen die nördlichen See-Elefanten nur maximal 20 Minuten am Stück schlafend. So haben die Tiere pro Tag nur eine maximale Schlafdauer von zwei Stunden.

Erstmals Gehirnaktivitäten von Meeressäugern in freier Wildbahn gemessen

Um zu diesen Erkenntnissen zu kommen, untersuchten die Wissenschaftler das Tauchverhalten von 13 Jungrobben. Diese gehören zu einer Population nördlicher See-Elefanten in der Monterey Bay, im Pazifischen Ozean vor Kalifornien. Dazu nutzten sie Kappen aus Neopren, die sie ihnen temporär aufsetzten und die mittels befestigter Messegeräte neben der Gehirnaktivität auch die Bewegungen der See-Elefanten und die Wassertiefe aufzeichneten. Zur Erkennung des Schlafs der See-Elefanten entwickelten sie anhand der erfassten Daten einen Algorithmus. In Kombination mit weiteren Daten, die über Monate aufgezeichnet worden waren, schätzten die Forscher so die Schlafquoten von 334 erwachsenen nördlichen See-Elefanten.

Ritika Mukherji, Masterstudentin der Oxford Universität, die an der Datenanalyse beteiligt war, äußert sich in einer Mitteilung der Oxford Universität zu den Studienergebnissen. „Es ist eine unglaubliche Leistung, bei einem wild lebenden Säugetier, das sich in einer so extremen Umgebung frei bewegen kann, Daten von so hoher Qualität aufgezeichnet zu haben.“ Denn so schafften es die Forscher erstmals, die Gehirnaktivitäten eines in freier Wildbahn lebenden Meeressäugetiers zu messen.

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See-Elefanten konkurrieren mit Rekordhaltern um kürzesten Schlaf

Mit ihrem täglichen Schlafpensum von maximal zwei Stunden machen die nördlichen See-Elefanten den Rekordhaltern des kürzesten Schlafs aller Säugetiere Konkurrenz, den Afrikanischen Elefanten. Den Schlafmangel, welchen die nördlichen See-Elefanten auf offener See erleiden, halten sie jedoch nicht dauerhaft aus. Sind sie an Land zurückgekehrt, werden sie zu wahren Langschläfern. Mit mehr als zehn Stunden pro Tag ist ihre Schlafdauer an Land mehr als fünfmal so hoch wie auf See, berichten die Wissenschaftler um Erstautorin Jessica Kendall-Bar. Auch dieses Verhalten wurde im Rahmen der Studie erstmals bei Säugetieren beobachtet.

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