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Studie erklärt

Warum sich Wölfe in Deutschland so schnell verbreiten

Gruppe Europäischer Grauwölfe (Canis lupus lupus)
Wölfe haben sich seit ihrer Wiederansiedlung in Deutschland rasant verbreitet. Forscher fanden nun heraus, woran das liegt Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

1. November 2024, 15:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In den vergangenen 20 Jahren haben sich Wölfe in Deutschland erfolgreich etabliert. Ihre Ausbreitung geschah dabei recht rasant. Mit einer umfangreichen Datenanalyse konnten Forscher nun erstmals klären, warum die Wildtiere hierzulande so erfolgreich sind. PETBOOK fasst die spannenden Ergebnisse der Studie zusammen.

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Seit 20 Jahren gibt es in Deutschland wieder Wölfe. Während Tierschützer das Comeback der Wildtiere feiern, diskutiert die Politik über Abschussgesetze. Denn der Wolf hat sich in vielen Teilen Deutschlands rasant ausgebreitet. Eine Analyse des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Zusammenarbeit mit dem LUPUS-Institut, dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik fand jetzt heraus, warum das so ist. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin „Wildlife Biology“ veröffentlicht.

Nirgendwo auf der Welt überleben so viele Wölfe wie in Deutschland

Um dem Erfolgsgeheimnis der Wölfe in Deutschland auf die Spur zu kommen, untersuchten die Forscher, wie sich die Wolfspopulation von der Zeit der Wiederansiedlung bis jetzt entwickelte. Konkret analysierten sie dabei Daten zur:

  1. Überlebenswahrscheinlichkeit der einzelnen Populationen
  2. jährliche Überlebensrate der verschiedenen Altersklassen von Wölfen (Welpen, Jungtiere, Altwölfe)
  3. Fortpflanzungswahrscheinlichkeit
  4. Reproduktionsleistung gemessen an der Anzahl der nachgewiesenen Jungtiere

Überlebenswahrscheinlichkeit liegt bei 88 Prozent

Die Auswertung der Daten lässt vermuten, dass die Bedingungen in Deutschland für Wölfe ideal sind. „Mithilfe der Überlebensanalyse konnten wir die mittlere Überlebenszeit eines Wolfes in Deutschland auf 146 Wochen, also rund drei Jahre, ermitteln“, sagt Prof. Dr. Stephanie Kramer-Schadt, Abteilungsleiterin am Leibniz-IZW und Professorin an der Technischen Universität Berlin.1 Das klingt zwar nicht besonders viel. Doch der Erfolg einer Population hängt weniger davon ab, wie alt die einzelnen Tiere werden. Wichtiger ist ihre Überlebenswahrscheinlichkeit.

Diese lag für Jungtiere mit 75 Prozent recht hoch. Bei erwachsenen Wölfen lag sie sogar bei 88 Prozent. Nirgendwo sonst auf der Welt sei die Überlebenswahrscheinlichkeit der Tiere im untersuchten Zeitraum so hoch wie hierzulande, ordnet Kramer-Schadt die Ergebnisse ein.

Das deute darauf hin, dass sich die Wölfe in den 20 Jahren in Lebensräumen niedergelassen haben, die für sie sehr geeignet waren. Auch der strenge gesetzliche Schutz hätte zu den hohen Überlebensraten beigetragen.

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Unter diesen Bedingungen vermehren sich Wölfe besonders stark

In ihrer Analyse untersuchte das Forscherteam auch, welche Bedingungen dazu führen, dass sich Wölfe in Deutschland besonders gut vermehren. Dies geschieht demnach vor allem in Landschaften, die den Tieren ausreichend Deckung bieten und möglichst weit weg von Straßen entfernt sind.

Diese Gebiete ermöglichen es Wölfen, Menschen aus dem Weg zu gehen und können den Tieren als Rückzugsort dienen. Siedeln sich Wölfe in weniger geeigneten Lebensräumen an, verringert dies ihr Überleben und ihre Fortpflanzung. Das bedeutet also, dass sich die Populationen vor allem in Gebieten mit Wäldern und naturnahen, wenig besiedelten Landschaften ausbreiten.

Weibchen bekommen vier Jungen und mehr pro Wurf

Das Forscherteam untersuchte zudem die Reproduktionsleistung von insgesamt 201 zuchtfähigen Wölfinnen aus 165 Revieren. Dabei zogen vor allem Weibchen mit mehr Erfahrung und in geeigneteren Lebensräumen bis zu fünf Jahre hintereinander erfolgreich Jungtiere auf. Die Wurfgröße lag dabei im Durchschnitt bei mindestens vier Nachkommen.

Wölfe bekommen einmal jährlich etwa Ende April bis Mitte Mai Junge. Bei einer durchschnittlichen Wurfgröße von vier Jungtieren und einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 75 Prozent, entstehen im Schnitt also drei neue Wölfe pro Jahr. Bei bis zu fünf reproduktiven Jahren der Wölfin wären das im Schnitt theoretisch 15 Nachkommen pro Wolfspaar.

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Werden sich Wölfe weiter so rasant in Deutschland verbreiten?

Dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Wölfe in Deutschland so hoch ist, hänge auch damit zusammen, dass die Population noch wachse, wie die Forscher in ihrer Studie erklären. Doch sobald die optimalen Gebiete besetzt seien, werde sich das Wachstum der Population verlangsamen.

Zwar gibt es auch Wölfe in Siedlungsnähe, aber nach den Daten der Analyse ist es unwahrscheinlich, dass diese sich dort weiter vermehren oder verbreiten werden. Denn während erwachsene Tiere in weniger geeigneten Gebieten noch überleben und Territorien etablieren könnten, bremse die geringere Überlebensrate junger und subadulter Wölfe sowie die geringere Anzahl an Jungtieren pro Wurf das Populationswachstum und damit die Ausbreitung der Art, erklärt Kramer-Schadt.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der Analyse, dass der Erfolg der Wölfe in Deutschland vor allem am geeigneten Lebensraum liegt. So gibt es viele Gebiete, die Wölfen so gute Bedingungen bieten, dass sie sich erfolgreich dort fortpflanzen und diese als Quellen für die Population dienen, schreiben die Forscher. Aus Sicht des Naturschutzes sollten daher genau diese Gebiete geschützt werden, um Wölfe in Deutschland weiterhin als Art zu erhalten.

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Quellen

  1. phys.org, „High survival rates explain 20 years of rapid expansion of wolves in Germany“ (aufgerufen am 01.11.2024) ↩︎ ↩︎
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