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Mimik

Studie belegt erstmals, dass Katzen hunderte Gesichtsausdrücke haben

Eine Katze mit einem Spielzeugfisch macht einen nicht zu deutenden Gesichtsausdruck
Will die Katze spielen oder fegt sie gleich wie wild durch die Wohnung? Manch feliner Gesichtsausdruck ist Haltern gut bekannt, aber wurde von der Wissenschaft lange nicht erforscht. Foto: Getty Images / rai
Louisa Stoeffler
Redakteurin

2. November 2023, 14:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Anlegte Ohren, weit aufgerissene Pupillen und ein schmaler Mund – viele Katzenhalter wissen: Meine Katze rennt gleich wie wild los! Doch in der Forschung waren die verschiedenen Gesichtsausdrücke der Tiere bislang fast gar nicht erforscht. Wissenschaftliche Daten aus einem Katzencafé sollen dies nun endlich ändern.

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Bei Menschen beschäftigt sich die Wissenschaft der Gestik- und Mimikforschung mit Gesichtsausdrücken. Auch bei Affen und Hunden ist die Mimik bereits gut erforscht. Doch die Gesichtsausdrücke von Katzen wurden bislang sträflich vernachlässigt. Eine erste Studie listet nun hunderte Mimikregungen der Tiere auf, die zuvor nicht erforscht waren. Auch ihre Bedeutungen konnte man anhand der Daten beginnen, zu entschlüsseln.

Katzen verfügen über 276 verschiedene Gesichtsausdrücke

Besitzer von Katzen werden nicht überraschen, dass die Tiere diverse Gesichtsausdrücke zeigen, um ihre Wünsche und ihr Befinden auszudrücken. Doch wissenschaftlich belegt war dies bislang nicht. Die Forscherinnen Lauren Scott und Brittany Florkiewicz von der University of California in Los Angeles wollten dies ändern. Gemeinsam nahmen die angehende Medizinerin Scott und die Evolutionspsychologin Florkiewicz in einem Katzencafé in Los Angeles 194 Minuten Material auf. Besonders interessierte sie die Interaktion der Katzen.

Anschließend analysierten sie ihre Aufnahmen im Detail und kodierten verschiedene Muskelbewegungen und Ausdrücke. Die Studie erscheint im Fachmagazin „Behavioural Processes“ und befindet sich noch in der Veröffentlichung und Einschätzung durch andere Wissenschaftler.

Florkiewicz und Scott konnten insgesamt 276 Gesichtsausdrücke identifizieren. Dabei fanden sie heraus, dass Katzen in der Regel mindestens vier unterschiedliche Bewegungen nutzen, um einen Gesichtsausdruck zu erzeugen. Insgesamt verfügen die Tiere über 26 Möglichkeiten, sich mit ihrem Gesicht auszudrücken. Dazu zählen unter anderem Lippen- oder Kieferbewegungen sowie Blinzeln. Aber auch die Schnurrhaare und Ohren wurden von den untersuchten Katzen häufig zur Kommunikation eingesetzt.

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Mimik der Katze eher freundlich als aggressiv – und manchmal nicht zu enträtseln

Anschließend machten sich die Forscherinnen daran, zu untersuchen, ob die Gesichtsausdrücke der Tiere einander Freundlichkeit oder Abneigung signalisieren sollten. Dabei überwog die freundliche Gestik mit 45 Prozent, die aggressive machte 37 Prozent aus. 18 Prozent der Ausdrücke waren nicht eindeutig, oder konnten sich in die eine oder andere Richtung entwickeln.

Die Forscherinnen schreiben aber auch, dass sie sich noch nicht sicher seien, was die Tiere mit ihren nicht klar zuzuordnenden Ausdrücken der anderen Katze „sagen“ wollten. Allerdings betonten sie, dass sie bereits feststellen konnten, dass Schnurrhaare und Ohren dem Artgenossen zugewendet werden, wenn die Interaktion freundlich war. War die Katze dagegen aggressiv, verengte sie die Pupillen und leckte sich über die Lippen.

Aufgrund der guten Studienlage anderer Spezies konnten die Wissenschaftlerinnen auch ein „allgemeines Spielgesicht“ beschreiben, das dem anderer Tiere und dem des Menschen ähnelt. In der Regel zeichnen sich Spielgesichter dadurch aus, dass die Mimik sehr überzogen ist. Katzen zogen dabei laut Studienbeobachtungen den Mund nach oben und ließen den Kiefer in einer lächelnden Geste hängen.

Studie könnte Tierschutz und Haltern helfen, Katzen besser zu verstehen

„Wir hoffen, dass Tierheime und Tierschutzvereine unsere Forschung nutzen können, um die Katzen in ihrer Obhut besser einschätzen zu können“, sagte Florkiewicz, die mittlerweile an der Universität von Lyon in Frankreich lehrt, dem Wissenschaftsmagazin „LiveScience“. „Wir wurden auch von Unternehmen kontaktiert, die eine App entwickeln wollen, mit der man die Mimik von Katzen aufzeichnen [und entschlüsseln] kann.“

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Quellen

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